Strahlrohr statt Blumenstrauß: Mehr Frauen in die Feuerwehr
Artikel vom 08. März 2022
Ein Blick in die Statistik am internationalen Frauentag zeigt: Von den 2.703 aktiven Freiwilligen Feuerwehrleuten im Landkreis Spree-Neiße sind gerade mal knapp 16 Prozent Frauen. Und nur wenige haben eine Führungsposition.
Zwar ist auch die Zahl der Feuerwehrfrauen im Kreis im Vergleich zum Vorjahr leicht gewachsen, liegt aber mit 425 immer noch weit hinter dem Potential zurück. „Einfach Einsteigen“ ist das Motto, mit dem der Kreisfeuerwehrverband Spree-Neiße e.V. um Quereinsteiger:innen für die Feuerwehr wirbt, damit der Brand- und Katastrophenschutz im Kreis auch in Zukunft gewährleistet bleibt. „Die Feuerwehr profitiert davon, das alle ihre ganz speziellen Lebens- und Berufserfahrung mit in den ehrenamtlichen Dienst einbringen“, so der Vorstandsvorsitzende des KFV Robert Buder, „Und die Erfahrung zeigt: So unterschiedlich die Vorerfahrung, umso unterschiedlicher und kreativer die Herangehensweise an die Problemstellungen, mit denen wir in unserer ehrenamtlichen Tätigkeit konfrontiert sind. Frauen denken da oft in nicht so eingefahrenen Bahnen wie Männer und bringen manchmal auch unkonventionelle Lösungsansätze.“ Warum immer noch so wenige Frauen ihren Weg in die Feuerwehr finden, liegt zum Teil natürlich an immer noch vorherrschenden Rollenbildern. Zum anderen Teil aber auch an baulichen Voraussetzungen. In vielen Gerätehäusern im Kreis mangelt es zum Beispiel schlicht an getrennten Umkleiden. Doch manchmal sind es auch einfach Vorurteile, die es abzubauen gilt, so Robert Buder: „Vom starken und schwachen Geschlecht zu reden ist einfach nicht mehr zeitgemäß und es trifft auch nicht mehr zu. Natürlich wiegen unsere Einsatzsachen 15 oder mehr Kilogramm und der Feuerwehrdienst kann körperlich anstrengend werden. Aber die Erfahrung zeigt: Es gibt zahlreiche Frauen, die Männern in der Hinsicht sogar noch was vormachen können. Im Einsatz und außerhalb. Ich denke da z.B. an unser Team Lausitz, das nicht umsonst zur europaweiten Spitze gehört.“
Zwar finden sich in vielen Ortswehren Frauen mit den berühmten Streifen am Helm, also mit der Qualifikation als Gruppenführerin aufwärts, doch bei den Führungspositionen sieht es ernüchternd aus: Gerade mal zwei Ortswehrführerinnen gibt es – bei 124 Ortswehren im Kreis.
Im Kreisfeuerwehrverband sind Frauen in Führungspositionen selbstverständlich. Mit Katrin Kraljic führte von 2013 bis 2014 eine Frau die Geschicke des Verbandes, seit vielen Jahren ist Christine Semisch Vorstandsmitglied, seit 2020 stellvertretende Vorsitzende.
„Letzten Endes ist es der Wille, der zählt und die Motivation, überhaupt anzufangen. Meine Hoffnung ist, dass durch die geplanten Feuerwehr-AGs und das Wahlpflichtfach Feuerwehr mehr Mädchen angesprochen werden und ihren Weg in die Feuerwehr finden.“
Die Zukunft stimmt jedenfalls optimistisch: Denn beim Nachwuchs, der Jugendfeuerwehr, ist das Verhältnis Mädchen zu Jungs immerhin 34 zu 66 Prozent. Immer noch nicht ausgeglichen, aber deutlich weniger Unterschied als bei den großen.
Es schlummert also noch ein gewaltiges Potential im Kreis und es wäre schade, wenn es nicht genutzt wird. Getreu dem Motto des Kreisfeuerwehrverbandes: „Einfach einsteigen!“
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